2023-10-05 12:40

Gegensätze

THB Hamburg 03 - 1. Männer 20:35 (09:18)

Auswärtsspiel am 30.09.2023 um 18:30 Uhr

Maik und Jens

Maik:

„Einmal wie immer, bitte.“ Einmal wie immer, das bedeutet bei ihm Croque Sucuk mit Krautsalat und Knobi-Sauce. Heiko wusste schon beim Reinkommen, was sein Gegenüber, der Mittzwanziger, bestellen würde. Er bestellte den Croque genau so schon, seit er das erste Mal in Papas Mercedes G-Klasse vorgefahren kam. „Geht klar, Chef“, antwortete Heiko dann und machte sich sogleich an die Zubereitung. Im Alten Pferdestall war außer den beiden niemand. Heiko kam nicht drüber hinweg, sich in solchen Momenten vorzustellen er wäre bei Dittsche. Er, Heiko, als Ingo, der Wirt, und sein Stammgast, Maik, mit dem Sucuk-Croque als Dittsche. Das wäre dann so Dittsche auf Ammerbek’sch – irgendwie lustig... Der Croque war fertig.

„Zum Mitnehm‘, ne?“

„Jo, wie immer. Danke.“

Heiko packte den Croque ein, Papierwrap, Alufolie und ab damit in die Plastiktasche.

„Bidde, und viel Erfolg später.“ – Mittlerweile wusste Heiko, dass der Besuch bei ihm ein Spieltagsritual vom Andern war.

„Heute geht’s gegen Pauli, das wird kein leichtes Ding.“

Maik nahm den Croque, bezahlte und ging raus ins Auto. Da legte er das französische Gebäck mit leckerer Wurst-Knobi Füllung auf den Nebensitz und fuhr los, die Lübecker Straße runter, dann links in die Lehmkuhle und am Kleingartenverein vorbei bis zu seiner Lichtung. Dort wurde gegessen, ehe er später zurück zur Halle und zum Treffen mit dem Team fahren würde, dann das Spiel gegen den FC St. Pauli, den Verein, wo mittlerweile ehemalige Mitspieler wie Jens oder Oli auf der Platte standen. Beim Abbeißen bemerkte er, dass er beim Gedanken an das anstehende Spiel nervös wurde – wie immer eigentlich. Maik freute sich aber auf das Wiedersehen.

 

Jens

„Nach dem Spiel geht’s zu Pegasus, das ist der Top-Grieche da draußen in Bergstedt.“ Jens kannte die Taverna seit seiner Kindheit. Die müssen sie einmal gesehen haben, sowas gibt’s auf St. Pauli nicht, dachte er. Das Team schlug an (er konnte ja nicht wissen, wie sehr seine neuen Mitspieler auf Griechen abfahren):

„JAAAA UNBEDINGT, beste Idee Jens!“, hörte er Jacke, wie immer viel zu laut, aus der Ecke grölen.
„Richtig gut, haben die auch gutes Gyros?“, kam von Tobi, das hatte er aber auch schon erwartet.

„Wie sieht’s mit Preis-Leistung aus, wenn ich zwei Gerichte bestelle?“, fragte Axel noch kurz, die Frage ging aber unter. Jacke war schon wieder am Schreien: „WIR FAHR’N ZU JENSAS GRIECHEN! WIR FAHR’N ZU JENSAS GRIECHEN!“ Und dann stimmte die ganze Kabine mit ein. Es war ein Fest. Das war Jens nicht gewohnt, es war ihm etwas unangenehm, diese Form der Aufmerksamkeit zu bekommen - und warum sagt Jacke immer „Jensa“ zu ihm?

Das gemeinsame Essen in der Taverna Pegasus in Bergstedt [4,5 Sterne bei 1101 Bewertungen bei Google (Stand. 06.10.23)] nach dem Spiel schien wie beschlossene Sache. Dann kam die Randnotiz, die er irgendwie noch unterbekommen musste, damit es am Ende kein Schlammassel geben würde: „Da brauchen wir aber genug Autos, das ist nochmal ca. 15 Minuten mit der Karre von der Halle aus.“

Die Kabine verstummte. Aus der Traum. Kein gemeinsamer Spaziergang durch den bekannten Hoisbüttler Nebel, vorbei am Sportplatz Blütenbarg zum Griechen des Begehrens.

„Mh… oke…“ Finn ermutigte sich, etwas in die Leere hineinzusagen: „Die Dritte hatte sonst auch vorgeschlagen, wir könnten gemeinsam zu Mario gehen.“ Jetzt lagen alle Blicke auf ihm, vor allem Tobi, Jacke und Aljoscha war die Enttäuschung anzusehen.

„Ja, ist wohl die bessere Alternative, die Dritte ist ja auch ´ne spaßige Truppe und bestimmt sind da auch andere Teams zugegen, das machen wir. Sorry Jens, super Idee aber!“

Nach dem 35:20 Sieg kamen Jacke und Tobi nochmal auf Jens zu, wie Akkord sagten sie:
„Jens, super gespielt heute! Nach so einer Partie schmeckt griechisches Essen immer noch besser, das wissen alle. Das müssen wir unbedingt nochmal machen, alle zusammen zu Jensas Stammgriechen, Taverna Pegasus in Bergstedt!“

Ihm wurde warm ums Herz, denn er wusste, dass das ernst gemeint war.

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