2018-12-02 21:45

FC St. Pauli 3 - HTS/BW96 Handball 3 19:18 (9:7)

Heimspiel in der Budahölle am Sonntag, den 25. November 2018, um 16 Uhr

Sattel-Fest

Kann! Handball! Kitschig! Sein! Und sooo schön! Ist Kitsch doch schließlich nicht nur laut Kurt Tucholsky „das Echo der Kunst“ und damit eine der verkanntesten Errungenschaften der Zivilisation. War es eben ausgerechnet jene Spielerin Koch, die am Samstagabend noch trainingslos-induziertes Aussetzen angeboten und ein Mea-culpa-Feuerwerk abgebrannt hatte, die uns mit ihrem Tore-Trio zwischen Minute 56:28 und 59:37 die zwei Punkte und einen rosarot-mediterranen Sonnenuntergang rettettete. Koch as Koch can! Es war, als würde ein Märchen wahr, nicht nur ein teamweites, ein ganz persönliches. Wir sahen quasi den Ritter als Jungen auf einem weißen Pferd mittenmang in die Buda reinsplatatterten, Tessa Malgeritten reichen und sie ins immersonnige Land der Märchenprinzessinnen entführen. Fast und nur in unecht natürlich, denn hätte er es versucht, hätte sie ihn und seine dicke Hose M selbstredend gründlich ausgelacht und Gaul und Galan in die Wüste der Fünfzigerjahre zurückgeschickt. Wir sind hier ja nicht aufm Immenhof! Und Amazonen können wir selbst!

Irgendein Pferd war aber sicher im Spiel, denn mindestens eines davon muss in diesem Bericht mitlaufen, sonst wird er unglaubwürdig! Es wurde nämlich galoppi-galoppi der 2007er-Spruch rausgeholt (der mit dem Equus, das seinen Stuhl nicht im eigenen Garten parkt), nachdem wir den nahezu hochspannenden Handballkrimi so nahezu überraschend tatsächlich doch noch gewonnen hatten. Was das eigentlich mit unserem 1. gewonnenen Spiel in 2. unserer Heimhalle zu tun hat, kann mir wahrscheinlich auch die Spielerin Schuldt nicht verklaren, aber bisschen Faeces geht ja immer in Kicherlaune. Und die hatten wir – *wieher!* – zuhauf an diesem ohnehin so erfolgreichen Budahöllentag. Es lief nämlich wie geschmiert! Nach uns zog Team 4 gegen Blankenese 2 dürch, und schon Team 2 vor uns landete einen souveränen Sieg. Der übrigens teilweise das Geheimnis der märchenhaft vielen Saisontore lüftete: Man nehme eine unkooperative Anzeigentafel und 8 Versuche, Treffer zurückzunehmen - schon wird ein Reitstiefel draus!

Apropos 8: Zurück zu unserer Anfangsphase. Die Spielerin Wedding bewies zunächst ihren unbändigen Willen und ihr unwiderstehliches Können beim Ziehen zun Tor, das sie gleich mal im Viererpack bediente… Ein reines Wuseln war das vor der Abwehr, die sich angesichts all der flinken Braungewandeten kaum zu helfen wusste. Hinten eine bewegliche 5:1 dazu, zack 8:1. Und wenn die Spielerin Kossel ihre beiden Hundertprozenter reinmacht nach schöner Vorarbeit, hätte sie vielleicht auch nicht verzagen müssen. Denn insgesamt nachlassende Konsequenz im Defensiv-Verschieben und Nach-hinten-Geläuf ließ plötzlich Gegentreffer zu, vorne ging wenig rein. Also ganz genau eigentlich nur noch: einer. Und deshalb nach einem 6:1-Lauf von HTS/BW96 Handball 3 (im Folgenden: HT/BW96/HB3), bei denen sogar noch eine Spielerin ausfiel nach einer ungewollten und unglücklichen Begegnung mit einem unserer Ellenbogen (beste Besserung!!) nur noch 9:7 beim Pausentee…

Gut gestärkt ging es wieder mit der Anfangsformation ins Feld, und nach schnellen Treffern der sehr guten Spielerinnen Jutta, Petersen und Ese waren wir endlich wieder mit 4 vorne: 14:10, 37. Minute. Leider aber ja Thema Pferde, deshalb mal wieder ein Lauf – der anderen. 6 Mal die, 0 Mal wir: zwei hinten bei noch 13 Minuten. Und ganz St. Pauli haderte mit dem viel zu zögerlichen Raustreten der 6:0 gegen die eben sehr respektablen Rückraumwerferinnen und die zugelassenen Querpässe zur Außen über die 5:1 hinweg. Wenn man es nach hinten raus zuendedenkt, legte HT/BW96/HB3 einen 15:6-Lauf von 1:8 auf 16:14 hin! Zum Glück entwischte Wedding der 1:1-Deckung gleich noch zweimal: Einmal war es sehr leicht, denn sie durfte ganz alleine einen Siebenmeter werfen. Drinne! Und dann aber noch ein raffiniertes ausm Spiel raus - Gleichstand, endlich wieder!

Was in den letzten 11 Minuten genau geschah, weiß ich ehrlich gesagt überhaupt nicht mehr so genau. Außer das mit der magischen FC-Spielerin Koch – und dass ich vollkommen überzeugt war, dieses Spiel auf gar keinen Fall gewinnen zu werden. Denn solche Spiele verlieren wir i-m-m-e-r, da wird das Sich-in-Sicherheit-Wiegen bestraft und das Aufholen der anderen belohnt. Nun: Aber nicht so am Samstag. Da reichten zun Schluss ein souveräner Siebener und zwei Ich-nehm-mir-ein-Herz-Würfe mit einmal Glück auch – und auf einmal war es aus und vorbei, und der Budahöllenhimmel hing voller Geigen. Und Gäuler! Und weil das (frau-Mann-Ding-mäßig zwar bescheiden formulierte, aber melodisch so eingängige) „Der Junge auf dem weißen Pferd“ von Marius Müller Westernhagen ist – also dem Schimi-Credibility-Marius aus Kindertagen, Myriaden von Jahren vor Freiheit und dem ganzen Wunderkerzenstadionsonnenbrillengedöns - und aus seiner Feder auch „Gute Nacht Hermann“ stammt, eine proletarische Tragikballade, zu der ich schon so manche Träne durchs kleinbürgerliche Knopfloch gedrückt habe, sollen die darin enthaltenen Zeilen nicht fehlen, die wohl zu den lakonischsten der zumindest deutschsprachigen Musikwelt zumindest des Reim-Jahres 1982 gehören: „Der eine wurd Schlosser, so wie er / Der andre trinkt lieber Bier“. Weil: Is ja nur Handball.

Wir waren:
Grüün, Chass, Emil, Hicke, Eddie, Hülinski, Julez, Turntables, Sabbilewski, Loeh, Schmahlie, Søgi B-Punkt, Elle, Sssäm - Susän, Klaus

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