2018-11-21 09:17

1. Männer - TSV Ellerbek 27:23 (9:11)

Heimspiel am 17.11.2018, 16 Uhr, Sporthalle Budapester Straße

In der achten Staffel dieses Liga-Epos scheinen sich die Vorzeichen gewandelt zu haben. Doch spielt der FCSP nur „Hol‘s Stöckchen mit der Liga?“ Von der Auferstehung einer Serie, die im eigenen Weihra

Die sich da wie zufällig treffen, sind die Könige von Hamburg – zumindest von St. Pauli. Sie tragen die Trikots mit derselben beiläufigen Grandezza wie die „Mad Men“ ihre Maßanzüge, vor ihren stählernen Blicken teilt sich das Gewimmel zwischen Abschleppkneipen und Touri-Nepp-Schuppen. Passanten tuscheln, Experten raunen – das hier ist die Oberliga Hamburg-Schleswig Holstein und heute der Beginn der achten Staffel dieses bildgewaltigen Spektakels.

Die Story der ersten sieben Staffeln ist schnell erzählt – vom Underdog zur Säule der Liga –, und auch der Vorspann der neuen Staffel scheint dort wieder anzuknüpfen: Cooler Soundtrack, schnelle Schnitte und Zeitlupen im flirrendem Gegenlicht nach altbewährtem Rezept. Alles wirkt wie ein gut orchestrierter Werbespot. Doch man kann sich des dumpfen Gefühls eines Déjà-Vus kaum erwehren. Alles etwas zu selbstverständlich, alles etwas zu gut getimed. Keine Selbstzweifel. Kein Zögern. Alles dicke Eier! Und man denkt: „Das ist nicht schlecht.“ Das ist sogar ziemlich gut. Aber kann es die mit jedem furiosen Staffelfinale ins Unermessliche gesteigerten Erwartungen auch dieses Mal übertreffen?

Gewissheit gleich in der ersten Folge: Vielleicht! Denn etwas ist anders. Schon früh eine Niederlage. Selbstvorwürfe. Ursachenforschung. Und: Appelle an die Ehre. Rufe nach Verbindlichkeit, die eigene Nase rot vom ständigen Anfassen. Auch die Bildersprache des Regisseurs hat sich geändert. Weniger Schnitte und lange Kamerafahrten. Oft nur Standeinstellung und kaum noch Perspektivwechsel. Wo dem Zuschauer in vergangenen Staffeln oft der Kopf schwirrte: Nackenstarre.

Und dennoch ist es genau dieser Bruch mit der alten Hochglanzoptik, der diese Staffel wieder spannend macht. Unbequem? Ja. Manchmal etwas zäh? Sicher. Aber langweilig? Auf gar keinen Fall! Endlich ist sie wieder da, diese kribbelnde Ungewissheit: Was passiert als nächstes?

Die Antwort (Vorsicht: Spoiler-Alarm!) ist einfach: Nichts. Besser: Fast nichts. Zumindest nichts Neues. Die Männer des FCSP verlieren weiter. Schauen sich hinterher in die leeren Augen. Stieren in die vollen Gläser. Und wissen nicht weiter.

Doch der Autor dieser Serie wäre kein Großmeister des horizontalen Story-Tellings, wenn er diese Phase zu lange auskosten würde. Herzhorn. Barmbek. Schülp. Eider-Harde. HH Nord. Kiel. Die Liste ist lang und das im sedierenden Tempo Gezeigte kaum zu ertragen in seiner schmerzhaften Deutlichkeit der Defizite. Gerade will man diese einst so heiß geliebte Serie auf dem Friedhof der abgebrochenen Serien still und heimlich entsorgen. Eine Chance noch. Nur noch eine letzte Folge. Und dann passiert es: Da ist er wieder, der Funken, der zündet. Ein kurzes Glimmen zwar nur. Aber immerhin: Gegen AMTV gelingt ein Sieg. Noch mühsam und holprig. Aber spannend!

Auch die beiden nächsten bisher gezeigten Folgen sind alles andere als Standard. Punktetechnisch geht es erst einmal bergauf. Auch wird die Leistung zunehmend ansehnlicher. Allerdings macht das alles noch einen sehr fragilen Eindruck. Zu groß ist (noch?) der Abstand zu denen, in deren Mitte man sich einst befand. Zu groß die Brüche zwischen Gelingen und Scheitern. Zu gering die Vorhersagbarkeit der Leistung.

Und so bleibt es spannend: Wo wollen die Macher hin? Rollt der FCSP-Zug das Feld von hinten auf? Gibt es wieder ein fulminantes Staffelfinale? Oder versinkt man im Niemandsland der Tabelle? Oder mal ganz anders: Geht man am Ende sogar ganz unter?

Bei all der Ungewissheit ist jedoch klar: Diese Serie verlangt viel ab. Sie fordert neuerdings sogar Durchhaltewillen bis zur Schmergrenze. Doch sie belohnt treue Fans.

Diese Serie macht süchtig.

Die nächste Folge wird in Neumünster aufgezeichnet. Komparsen, die ja immer mehr Nebendarsteller als bloße Kulisse sind, sind herzlich eingeladen!

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