2018-01-31 15:51

1. Männer - SG Hamburg Nord

Heimspiel am 27.01.2018, 20.00h, Sporthalle Budapester Straße

Ein Auszug aus „die Memoiren eines Taugenichts“

„Nein“, sagte ich „Kinder wollte ich eigentlich nie haben, aber du weißt ja wie es läuft, der Teufel scheißt ja bekanntlich immer auf den größten Haufen.“ Sie lehnte sich etwas zurück, nahm noch einen Schluck aus ihrem Glas und zündete sich eine Zigarette an. An der Art und Weise, wie sie das tat und mich dabei bewusst beiläufig aber doch von Kopf bis Fuß musterte, konnte ich erkennen, dass sie irgendetwas an meiner Aussage unruhig gemacht hatte und sie sich ihre nächsten Worte genau überlegte.


„Aber wieso… ich meine, du warst doch immer der Erste, der sich für die kleinen Scheißer begeistern konnte“, setzte sie an „und jetzt willst du mir weismachen, dass du nie selbst welche wolltest!?“ „Naja, meine Begeisterung kam immer mehr so von der Metaebene“, warf ich ein „ich hab nur einfach gedacht, dass ich kein besonders gutes Vorbild wäre, ich meine, sieh mich an…“ Um mein Argument zu untermauern, nahm ich einen demonstrativ großen Schluck aus meinem bestimmt schon vierten Whiskey & Soda. Oder war es der Fünfte? Ich stellte fest, dass ich tatsächlich nicht mehr wusste, der wievielte es an diesem Abend war und akzeptierte mein Schicksal, dass ich schon wieder auf dem besten Weg war, den Kampf gegen meinen Vorsatz heute ausnahmsweise mal nicht volltrunken ins Bett zu gehen, zu verlieren. „Ich glaub dir kein Wort! Du tust immer so als wärst du der größte Chaot, dabei wissen wir doch beide, dass du letztendlich davon überzeugt bist, dass niemand irgendetwas besser kann als du selbst. Wieso sollte das bei Kindern jetzt plötzlich anders sein?“ Diese Unverschämtheit, konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen. „Da spricht genau die Richtige“, gab ich zurück „Fräulein „ich finde Typen nur gut, die scheisse zu mir sind weil ich nen Vaterkomplex habe.“ „Was hat das denn damit zu tun, du Arsch?“, warf sie mir mit bösem Blick entgegen. Ich musste mir eingestehen, dass sie damit wohl leider recht hatte, was ich so aber natürlich niemals zugeben würde. Daher versuchte ich stattdessen erstmal das Thema zu wechseln.


„Was ist denn nun mit diesen Handballspacken, von denen du erzählt hast? Können die was, oder wird das genauso cool wie diese experimentelle Performancekacke, in die du mich letzte Woche geschleppt hast?“ „Hey, mach mich nicht an, nur weil du ein absoluter Kulturbanause bist und von Kunst nichts verstehst“, entgegnete sie mit gespielter Empörung, wohlwissend, dass die besagte von ihr für unseren wöchentlichen Abend ausgesuchte Veranstaltung ein totaler Reinfall gewesen war. „Nur weil etwas staatlich subventioniert wird und sich „Theater“ schimpft, heißt das noch lange nicht, dass es auch Kunst ist“, merkte ich an „vor allem nicht, wenn der Protagonist die komplette Vorführung als einziges Wort „Boom“ schreit und mit Fäkalien um sich wirft, wie Affen im Zoo.“


Zufrieden mit mir selbst und meinem Ablenkungsmanöver lehnte ich mich zurück und gab dem Barkeeper das Signal, mein inzwischen leeres Glas doch bitte durch ein Volles zu ersetzen.Wer braucht schon Vorsätze in einer Welt, in der es Whiskey & Soda gibt.


„Wie auch immer, heute wirds bestimmt besser! Freibier und Männer, die sich komplett verschwitzt aneinander reiben, das ist doch genau dein Ding, oder?“, zwinkerte sie mir zu. Ehrlich gesagt, gibt es kaum etwas was weniger mein Ding ist, als testoronübersteuerte Typen, die einem Ball hinterherrennen und sich dabei auf die Schnauze hauen, aber ich hatte eine dermaßen beschissene Woche gehabt, dass mir der Gedanke einigen St. Paulianern dabei zuzusehen, wie sie irgendeine Dorfmannschaft vermöbeln und ihnen damit den langersehnten Kiezabend versauen, gar nicht mal mehr so schlecht erschien. „Na gut“, sagte ich schließlich „gegen Freibier lässt sich schwer argumentieren. Ich geh mit dir dahin, aber nur, wenn ich nächsten Donnerstag wieder aussuchen darf, was wir machen.“


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