2022-03-29 16:20

FC St. Pauli 2 - HSG Bergedorf 29:29 (17:15)

"Heimspiel" am 26.03.2022 um 16:00 Uhr in Wilhelmsburg

Mal biste Hund, mal biste Baum

Rückblick

Es ist der 20.11.2021. Wir befinden uns irgendwo zwischen Welle 4 und 5 der Pandemie. Es steht 5 Sekunden vor Schluss 25:26 für die Gäste aus St. Pauli gegen die HSG Bergedorf/VM. Rückraumspieler M.D. hat den genialen Einfall wie er die Zeit von der Uhr nehmen kann und damit zum Matchwinner wird. Er nimmt den Ball, zwinkert seinen Mitspielern kurz zu und denkt sich "I got this". Das Siegerbier schon auf den Lippen schmeckend, wirft er den Ball, ohne Ziel, auf der anderen Seite der Halle ins aus. Blöd nur, dass M.D. in Regelkunde leider nicht aufgepasst hat und (die etwas neuere) Regel 8:10d(aa) nicht kennt:

„Wenn der Ball in den letzten 30 Sekunden im Spiel ist und der gegnerischen Mannschaft durch ein Vergehen eines Spielers gemäß den Regeln 8:5 bzw. 8:6 sowie 8:10a bzw. 8:10b (II) die Chance genommen wird, in eine Torwurfsituation zu kommen oder eine klare Torgelegenheit zu erreichen, wird der fehlbare Spieler bzw. der fehlbare Offizielle gemäß den entsprechenden Regeln disqualifiziert und der gegnerischen Mannschaft wird ein 7-m-Wurf zugesprochen.“

Diese Chance ließ sich Bergedorf nicht nehmen und verwandelte den zugesprochenen 7-Meter souverän zum Endstand von 26:26. M.D. war der Dumme, H.B. war sauer und es fühlte sicher eher nach Niederlage als nach Unentschieden an.
Hätte H.B. gewusst was das Spiel mit M.D. gemacht hat, wäre er nicht so hart mit ihm ins Gericht gegangen....

Zeitsprung 26.03.2022

4 Monate später waren alle mit der Regel 8:10d(aa) vertraut und heiß aufs Rückspiel. Wir hatten ein bisschen bedenken, da wir aufgrund von Corona und Verletzungen einige Ausfälle haben, waren aber beruhigt als wir sahen, dass Bergedorf aus Solidarität auch nicht mit der vollen Kapelle angereist ist.
Doch wo war M.D.? Laut Spieler Plus war er doch fit und spielbereit. Eine Sprachnachricht von ihm an einen vertrauten Mitspieler wenige Stunden zuvor brachte Klarheit. Der 20.11.21 hatte M.D. am vorabend des Spiels wieder eingeholt. Immer und immer wieder spielte sich die Szene in seinem Kopf ab:

5 Sekunden. Ballbesitz. Lächeln. Werfen. Pfiff. Rote Karte. 7-Meter. Tor. Unentschieden. 5 Sekunden. Ballbesitz. Lächeln. Werfen. Pfiff. Rote Karte. 7-Meter. Tor. Unentschieden. 5 Sekunden. Ballbesitz. Lächeln. Werfen. Pfiff. Rote Karte. 7-Meter. Tor. Unentschieden.

Er wusste nicht wohin mit seinen Gedanken, also tat er das, was auch seinen großen Bruder an einer großen Karriere beim FC St. Pauli Handball hinderte. Er griff zur Flasche. Eine Vodka mit Feuerwerk im Schiffchen nach dem anderen bestellte er an seinen Tisch. Eine Skinny Bitch nach der anderen schüttete er herunter. Uns so wurde aus: "5 Sekunden. Ballbesitz. Lächeln. Werfen. Pfiff. Rote Karte. 7-Meter. Tor. Unentschieden." dann "Eis. Vodka. Soda. Eis. Vodka. Soda. Eis. Vodka. Soda". So lange bis der 20.11.21 wieder ganz weit weg war....

Ganz weit weg war M.D. dann auch am nächsten morgen und da er an seiner vertrauten Haltestelle so in seine Träume an das bevorstehende Spiel versunken war, verpasste er den Ausstieg und macht einen kleinen Ausflug nach Stade. Herrlich so früh am Morgen! Um sich danach vollends aufs Spiel zu konzentrieren lies er auf dem Weg zur Halle auch seinen Mitfahrer C.-R. A. ans Steuer. M.D. war einfach schon zu sehr im Tunnel.

Eben dieser C.-R. A. sollte im weiteren Verlauf des Spiels auch noch eine entscheidende Rolle einnehmen. Zu Beginn war das Spiel sehr ausgeglichen, erst zur Halbzeit konnten wir uns dann mit 2 Toren mal ein wenig absetzen. Leider schwanden im Laufe des Spiels auf unserer Seite die Kräfte etwas (J.W., S.W. & H.B. mussten sogar durchspielen, wobei man einem der 3 nicht mal Luft für 10 Minuten zutrauen würde), so dass Bergedorf einfach Tore machen konnte und uns mit ihrer offensiven Abwehr vor einige Probleme stellte. Kurioserweise gelang Bergedorf in den letzten 9 Minuten nur noch ein Törchen, sodass wir nochmal auf einen Treffer herankommen konnten. Mit dem Abpfiff beim stand von 28:29 für Bergedorf bekamen wir noch einen Freiwurf zugesprochen. Natürlich macht man sich da nie wirklich Hoffnung, dass der Ball da dann noch irgendwie reingeht. C.-R. A. trat zum Wurf an. Er nahm Maß, warf, der Ball berührte die Hände der Abwehr und tatsächlich kullerte der Ball irgendwie ins Netz. Wahnsinn! Ein kurioses Tor im Hinspiel sorgte für ein unentschieden und lange Gesichter, ein kurioses Tor im Rückspiel sorgte für ein Unentschieden und große Freude!

Wir hoffen natürlich das M.D. sich bis zur nächsten Saison vom 20.11.2021 erholt und nicht seinem Bruder aufgrund des unmenschlichen Drucks ins Handball-Exil folgt.

Eure 2. Lieblingszweite

P.S.: Da bei uns inzwischen ein gesamtes Handballteam ausfällt: Allen Langzeitverletzten, frisch operierten oder gerade von Coroni geplagten Teammembern wünschen wir gute und schnelle Genesung. Kommt bitte bald wieder. <3

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